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Aktuelles: Berufsorientierung für Gymnasiasten (15.02.2011)

Gymnasiasten sind in punkto Berufswahl häufig nicht ausreichend orientiert. Sie kennen nur einen Beruf wirklich – den des Lehrers. Kein Wunder – Väter und Mütter finden selten Gelegenheit, Kinder in die Berufswelt einzuführen. Selbst, wenn es Eltern gelingt, bleibt die Sichtweise spezifisch.
Mit einem klareren Bild über die nach dem Studium ausgeübte Tätigkeit könnte der Jugendliche besser den richtigen Studienweg wählen. Er würde sich nicht nur beruflich ein genaueres Bild von seiner erwachsenen Zukunft machen müssen - er hätte sich mit Lebenskonzepten, Konsumwünschen und Sinnfragen auseinanderzusetzen. Er wäre später nicht überrascht, dass er als Jurist schwer Fuß fassen würde, wäre nicht verwundert, dass es zu viele Psychologen gäbe und auch nicht unzufrieden darüber, dass als Arzt im Krankenhaus die Gehälter nicht in den Himmel wachsen würden. Das heißt natürlich nicht, dass er später seine Meinung und den beruflichen Weg nicht ändern kann. Doch wer geht schon voller Enthusiasmus in eine Richtung, von der er nichts weiß.
Hat der Jugendliche zunehmend ein genaueres Zukunftsbild, weiß er auch, dass für eine bestimmte Studienrichtung einen ein NC erforderlich ist, dass die Wahl der richtigen Hochschule die Zukunftschancen verbessern kann, dass es Hochschulen mit unterschiedlichen Lernkulturen gibt, dass Studieren Geld kostet, dass es Finanzierungsmöglichkeiten gibt, dass er im Studium vielleicht eher zu den besseren gehören muss, um das berufliche Ziel zu erreichen, dass das besondere Engagement im Studium einen Preis haben wird. Dann wäre er über den gesamten Bildungsweg besser orientiert und motiviert. Er würde Verantwortung für sich übernehmen, würde Wichtiges trennen können, er könnte frühzeitig in den relevanten Gebieten Erfahrungen sammeln und nach Partnern suchen. Er könnte das eigene Berufsbild schärfer zeichnen und den eigenen Weg entsprechend anpassen.
Andererseits sind Gymnasiasten mit der Fülle an Informationen zur Berufsorientierung überfordert. Im Unterricht ausgeteilte Flyer, die den nachfolgenden Stoff kontrakarieren, Inflationäre Aushänge in Fluren, Berufsmessen mit sich im Hochglanzformat präsentierenden Unternehmen und Hochschulen, pauschalisierende Ratgebermentalität sind für die berufliche Orientierung nicht ausreichend. Das Potenzieren von Informationen und gutgemeinten Tipps überfordern Jugendliche zunehmend und endmündigen sie im Übrigen auch.

Doch auch Schulen sind in dieser Situation nicht immer gut aufgestellt. Manchmal gehen die Informationen über die Schulleiter oder den Verantwortlichen für Berufsorientierung an die Tutoren oder Klassenleiter. Die Weitergabe läuft im Unterricht, der eigentlich zur Erfüllung des Lehrplanes und Abiturvorbereitung vorgesehen ist. Lehrer und Schule haben, selbst wenn die Einsicht für die Notwendigkeit einer beruflichen Orientierung vorhanden ist, kaum hinreichend Möglichkeit Schüler zu erreichen. Ganz zu schweigen davon, dass ihnen entsprechende Kompetenzen fehlen, die Informationen richtig einzuordnen oder für den Unterricht aufzubereiten. Lehrer sind in den meisten Fällen aus der Schule selten herausgekommen. Das ist zunächst nichts Besonderes - Hochschulprofessoren geht es auch nicht anders oder Profifußballern, die den Kindheitstraum zum Beruf machen. Und nach 30 Jahren war ein Arzt den größten Teil seines Lebens nur Arzt und das kann man ihm schließlich nicht zum Vorwurf machen. Will Schule Berufsorientierung nachhaltig betreiben, muss sie die Eigenverantwortung des Schülers in den Mittelpunkt stellen und individuell beratend unterstützen.

Schlecht orientierte Schülerinnen und Schüler bleiben in den Schulnoten hinter ihren Möglichkeiten, sie wählen falsche Studiengänge und überlassen die Wahl der richtigen Hochschule mehr oder weniger dem Zufall. Das hat für die Schüler fatale Konsequenzen. Abgesehen von Verdienstausfällen, hier kommen schnell über hundert tausend Euro zusammen, leidet das Selbstwertgefühl und die Karrierechancen sinken. Schon der Bewerber muss lange Studienzeiten und Abbrüche rechtfertigen und auch später werden Jüngere mit effizienteren Bildungswegen vorbei ziehen.
Eltern werden durch falsche Entscheidungen über Gebühr belastet. Müssen sie doch für ihre Kinder länger, als eigentlich erforderlich, sorgen und die Ausbildungskosten mit tragen - von der Gesellschaft ganz zu schweigen.

M. Rainer Baumann (siehe auch: http://www.e-touren.info)

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